St. Benedict's, Ealing School

Unsere Partnerschule in London

 

 

Fototermin vor Horse Guards

 

Eine kleine, aber motivierte Gruppe, bestehend aus 9 Schülern der Klassen 9 a/b, einem aktiven Lehrer, Jim Cross, und mir, als „reaktiviertem Ehemaligen,“ startete am Samstag, dem 17.03.2007, zum 1. (Gegen-)Besuch der St Benedict’s School Ealing, unserer neu gewonnenen Partnerschule in West-London - (vgl. Rundbrief 2006, S. 126-127).
Die dichte Wolkendecke hatte sich allmählich aufgelöst, als wir den „continent“ hinter uns ließen und unter einem stahlblauen Himmel auf die Insel zuflogen; … völlig untypisches „englisches Wetter“ also, sollte man den vielen Vorurteilen, auch in Bezug auf das Wetter, glauben, die über „merry old England“ im Umlauf sind. Und so gestaltete sich der Anflug auf Englands Hauptstadt als ein erstes grandioses Erlebnis, zumal der Pilot - offensichtlich wegen fehlender direkter Landeerlaubnis – 2 oder 3 „Warteschleifen“ in geringer Höhe über „Central London“ fliegen musste, …sehr zu unserer Freude; bedeute es doch pures Vergnügen, Londons bekannte Se-henswürdigkeiten aus dieser niedrigen Vogelperspektive und bei herrlichstem Sonnenschein - als Zugabe sozusagen - geboten zu bekommen.
Hell und freundlich, wie das Empfangswetter, war das „Empfangskomitee“ durch die Gasteltern und die betreuenden Lehrer. Herzlich, unkompliziert und locker witzelnd - so habe ich persönlich immer wieder viele Engländer kennen gelernt - teilten Dicky Thomas und Father Thomas unsere Schüler den jeweiligen Schüler-partnern und Gasteltern zu, und ab ging die Fahrt ins kurzzeitig neue Zuhause für unsere Schüler; - ob - bei zumindest vermag ich nur zu ahnen. – Wenn aber ja, so weiß ich jetzt, (und wusste ich an den folgenden Tagen), nicht lange anhaltend; denn die Stimmung bei alt u. jung, hüben und drüben, bei Lehrern und Schülern wurde immer lockerer und zugetaner.
Jim und ich bezogen Quartier im Gästehaus der Abtei, nur 3 Gehminuten von der Schule entfernt.
Der bewusst gewählte Beginn des Austauschprogramms zum Wochenende erwies sich für alle Beteiligten als entspannter Auftakt für eine danach folgende erlebnisreiche und ausgefüllte Schulwoche, die unseren 9 Schülern einen ersten, wenn auch nicht allumfassenden Einblick in den Schulalltag einer englischen „day school“ geben sollte.
Am Sonntag, nach dem Gottesdienst in der imposanten Abteikirche, war Schülern, (Gast-)Eltern und Lehrern Gelegenheit gegeben, sich bei einem „informal meeting“ in der abteieigenen „Abbey Bar“ weitergehend und näher kennen zu lernen und Informationen auszutauschen.
Die St. Benedict`s School liegt zwar in einem weitgehend katholischen Umfeld, durch die Existenz einer 2. privaten katholischen Angebotsschule in der weiteren Nachbarschaft befindet sich die Schule jedoch in einer zunehmend verstärkten Konkurrenzsituation, so dass die Rekrutierung ausreichender Schülerzahlen nicht immer leicht fällt, zumal das Schulgeld für einen Schüler umgerechnet etwa 15.000,- Euro pro Jahr beträgt.
Die Öffnung der ehemals reinen Jungenschule auch für Mädchen, die Anstrengungen, die in baulicher Hinsicht geplant sind - vor allem mit dem Bau einer neuen „assembly hall“ - sowie die in weiten Schichten Englands ungebrochene Überzeugung, dass die privaten „public schools“ (wie St. Benedict`s Ealing) eine im Vergleich zu state schools, umfassendere und höherwertige (Aus-)Bildung garantieren, lassen mich überzeugt sein, dass St. Benedict`s Ealing sich behaupten wird und nicht einen ähnlichen Schicksalsschlag wie unsere ehemalige Austauschschule „Douai School“ zu befürchten hat, nämlich die Schließung wegen zurückgehender Schülerzahlen.

 

 

 

Typische englische Schulklasse

 

Am Montag reihten wir und unsere Schüler uns in den englischen Schulalltag ein. - Jeder Schultag - ob an einer privaten oder staatlichen englischen Schule - beginnt mit dem geheiligten Ritual der „Assembly“, der „Vollversammlung“ von Schülern und Lehrern, auf welcher unterschiedlichste Aspekte des Schulalltags angesprochen werden; das können sein: reine schulorganisatorische Informationen; die Auszeichnung von einzelnen Schülern oder Schülergruppen, (vielleicht aufgrund von sportlichen Erfolgen oder sozialem Engagement o. a.); ebenso wie Gedankensplitter in Form einer kurzen Andacht, eines knappen Vortrags (über Freundschaft z. B.) oder eines sinnigen Schülersketches etc.
Kurz: In der „Assembly“ ist alles schulisch Vorstellbare vorstellbar und darf und kann hier angesprochen werden.
Eine solche „Assembly“, in deren Verlauf unsere Mescheder Gruppe kurz vorgestellt wurde, war der Einstieg für unsere Schüler ins englische Schulleben und ein vielleicht prägender erster Eindruck, mit dem sie, zusammen mit ihren Partnern - deren Stundenplan folgend - den 1. Schultag begannen.

Neben der täglichen Assembly war für unsere Schüler natürlich die Länge des Schultages ein ungewohntes Erlebnis. Die Schule beendet nämlich ihren Unterricht erst gegen 16.00 Uhr, ohne dass die Schüler in dieser Zeit und an dieser Stelle ihre Hausaufgaben hätten erledigen können; diese sind noch am frühen (oder auch späteren) Abend zu verrichten.
Der lange Schulalltag von ca. 8.30 bis 16.00 Uhr wird allerdings durch eine ausgiebige, im Folgenden näher beschriebene Mittagspause (lunch break) unterbrochen, während der ca. 500 Schüler mit einer warmen Mahlzeit versorgt werden.
Dies ist für unsere Schüler eine vielleicht nicht ganz neue Erfahrung - unsere Mescheder Schülerschaft ist ja inzwischen zu großen Teilen in unserer Mensa mit einem Mittagstisch in der Schule vertraut -, aber doch andere Erfahrung, und zwar bezieht sich letztere auf das Aus­maß, mit welchem eine „Verköstigung“ an einer englischen Schule, in diesem Fall an unserer Partnerschule, vor sich gehen kann.
Ein bis dato - trotz der oben erwähnten Erfahrung – nicht gekanntes Erlebnis:
In einer großen, spartanisch ausstaffierten Mensa werden in zwei Schichten lange Schlangen von ungeduldig wartenden Schülern von dafür abgestellten älteren Schülern schubweise zur Essensausgabe vorgelassen, um aus 2 oder 3 Tagesgerichten eines auszuwählen, dieses zügig zu verzehren … und um dann der nächsten Schicht Platz zu machen.
Auch die Lehrer nehmen ihr Mittagessen in der Mensa ein.
Trotz des vermeintlichen „Gewusels“ funktionierte das Ganze routiniert, mit der für Engländer sprichwörtlichen, disziplinierten Ordnung und mit einem gut erträglichen Lärmpegel.

 

 

 

Die Betreuer in Windsor

 

 

Big Boss Jim Cross, Angela Davis, Father Thomas, Dicky Thomas

 

Am Ende eines langen Tages war für unsere Schüler die letzte Stunde als „Manöverkritik“ angesetzt, bevor sie von ihren Partnern für den Heimweg abgeholt wurden.
In dieser, wie auch in weiteren Gesprächen während der Woche, wurde natürlich über die dann bereits gemachten neuen Erfahrungen der Assembly, der ausgiebigen Mittagspause und des langen Schultages gesprochen.
Als besonders positiv auch empfanden unsere Schüler die im Vergleich geringe Stärke der Lerngruppen (15 -20 Schüler) und die Tatsache, dass sowohl jeder sein eigenes Schließfach (locker) zur Verfügung hat als auch eine Räumlichkeit als Rückzugsort zur Besinnung vorhanden war.
Ein „normaler“ Schultag, wie der oben beschriebene Montag, sollte sich indes in für unsere Schüler in dieser Form nur noch einmal wiederholen, und zwar am Freitag.
Den Dienstag verschieben wir kurz auf später und kommen erst mal zum Mittwoch.
Am Mittwoch war „Benedict Day“, und die Schule feierte den Begründer ihres Ordens auf ihre Art: Am Morgen mit weltlichem Spektakel im Stil unseres Schulfestes mit: Budenzauber, Theatersketchen, Karaoke einiger Lehrer, Losverkäufen und anderen Aktionen (für karikative Zwecke), etc. - Ein Klassenlehrer beispielsweise löste seine verlorene Wette ein und ließ sich vor versammelter Schülerschaft zum Gaudi aller eine Glatze schneiden, was natürlich - wiederum zur Belustigung aller - im Bild festgehalten wurde. - Er hatte nämlich mit seiner Klasse gewettet, dass sie es nicht schaffen würde, einen bestimmten Betrag - ich glaube, es handelte sich immerhin um 300,- Pfund - für einen bestimmten karitativen Zweck aufzubringen.
Am Nachmittag, sozusagen als Kontrast zum weltlich-vergnüglichen Treiben vom Morgen bis zum frühen Nachmittag, endete das Fest mit dem geistlichen Pendant der besinnlichen Zeremonie des Zusammentreffens der gesamten Schüler- und Lehrerschaft zur „Heiligen Messe“, die vom zuständigen Bischof feierlich und jugendnah zelebriert wurde … eine beeindruckende Feier am Schluss … und würdig, ein für alle gelungenes, schönes Fest beschaulich - froh ausklingen zu lassen.
Der Dienstag und der Donnerstag waren dem, im guten Sinne, Profan-Weltlichen vorbehalten; will heißen: Wir folgten im wesentlichen den erprobten Pfaden der Touristen, um die zahllosen Sehenswürdigkeiten, die London bietet, zu erkunden. Natürlich war hier nur das in zwei Tagen Machbare machbar.
Am Dienstag waren die englischen Partnerschüler, ebenso wie Angela Davis, Father Thomas und Dicky Thomas, mit von der Partie; letztere wieder einmal, wie schon zuvor, unschätzbare, wert- und humorvolle Helfer und Begleiter.
Ein gemeinsamer Theaterbesuch am späten Dienstag­nachmittag rundete einen ereignisreichen, ausgefüllten durch u. durch gelungenen, wenn auch lausig-kalten, wenigstens aber trockenen 1. Erkundungstag des 2 Tage-Trips ab.
Übrigens sahen wir die Aufführung: „The Mousetrap“, eine witzige Agatha-Christie- Kriminal-Verwechslungskomödie, die immerhin einen Weltrekord hält, was die Aufführungsdauer angeht: Sie läuft und läuft und läuft, und zwar ununterbrochen seit 1951, Tag für Tag und fast immer ausverkauft.
Am Donnerstag haben wir beiden Lehrer, Jim Cross und ich, mit unseren 9 Schülern auf unserer Sightseeing-Tour London allein und zu Fuß erobert und diesen ebenfalls schönen Tag am Abend in Ealing mit den englischen Freunden bei einem gemeinsamem Pizzaessen sowie anschließendem Bowling-Wettkampf beendet.
Ein weiterer emotionaler Höhepunkt für die Schüler war sicherlich das abschließende Fußballspiel am Freitag gegen eine Auswahlmannschaft der Jahrgangsstufe.
Aus der Sicht des wohlwollenden Beobachters war es für mich und Jim Cross bei diesen und diversen anderen Gelegenheiten erfreulich, zuweilen herzerwärmend, zu sehen und erleben zu können, mit welcher Unbekümmertheit, Entspanntheit, aber auch Flüssigkeit im Sprachgebrauch, unsere Schüler mit ihren neuen englischen Freunden umgingen und parlierten, was ja auch Sinn und Zweck eines solchen Austausches ist.
 

 

 

Unsere Schüler mit ihren Partnern am lausig-kalten Dienstag in London

 

Zusammenfassend können wir feststellen, dass unsere Schüler, ob ihres höflichen Auftretens, ihrer guten Anpassungsfähigkeit, und - nicht zuletzt- ob ihrer sprachlichen Gewandtheit, (die übrigens immer wieder und überall und von allen herausgestellt wurde) im wahrsten und im übertragenen Sinne des Wortes „gute Botschafter“ unserer Schule im speziellen und unseres Landes im allgemeinen waren, was uns nicht nur von Father Thomas und Dicky Thomas, sondern auch von etlichen (anderen) Fachlehrern und besonders auch von den Gasteltern anerkennend bestätigt wurde, die - und das sei hier einmal anerkennend erwähnt - sich größte Mühe gaben, die Austauschwoche für ihre deutschen Gäste so angenehm und abwechslungsreich wie nur möglich zu gestalten.
Gedankt werden muss aber vor allem auch den 3 Trägern des Austausches - die, jeder auf seine Weise - bestens zum guten Gelingen dieser Erlebnis-Austausch-Woche beitrugen: Dicky Thomas, der rührige und engagierte Hauptorganisator des Austausches; Angela Davis, die stets ansprechbare Begleiterin durch den Schulalltag; und Father Thomas, der „gute Geist“ der Schulgemeinde, der mit seiner ihm eigenen Mischung aus väterlicher Wärme, menschlicher Zuwendung und fast kauzigem Humor ein idealer Ansprechpartner, (Seelsorger, Psychologe und wohlwollender, väterlicher Freund in einer Person) für seine Schüler darstellt.
Mein Eindruck: Wir, unsere Schule, unsere Schüler sind bei „ihnen“ in guten Händen.

 

Herbert Püttmann
 

 

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