Nach dem Abi wollte ich noch nicht direkt mit einem Studium beginnen. Da am
Lycée Notre-Dame in Valenciennes (Frankreich) noch eine deutsche
Assistenzlehrerin für dieses Schuljahr gesucht wurde, bekam ich das Angebot, für
ein Jahr als assistante nach Frankreich zu gehen. Ich sollte dort in der Schule
wohnen und arbeiten. Dieses Angebot nahm ich an, weil ich so mein
Schulfranzösisch verbessern wollte und so ein Jahr im Ausland sicherlich noch
mehr Erfahrungen mit sich bringt…
Im September bin ich also hier angekommen und es war schon ein komisches Gefühl,
ganz alleine in einem fremden Land zu sein. Zum Glück war ich dann doch nicht so
ganz einsam: Zusammen mit mir wohnen eine Japanerin und eine Engländerin, die
genau wie ich als assistante hier sind. Wir haben uns sofort gut verstanden, so
dass man immer jemand fragen konnte, wenn man irgend etwas organisieren musste.
Das hat vieles leichter gemacht, gerade zu Beginn unserer Zeit hier in
Frankreich. Von Anfang an lief die Unterhaltung auf französisch und schnell war
es ganz normal, den ganzen Tag französisch zu reden.
Dabei ist das vorher meine größte Sorge gewesen: Die Verständigung. Doch die
Sprache hat mir während meiner bisherigen Frankreich-Zeit noch keine wirklichen
Probleme bereitet.
Nach einer Woche Eingewöhnungszeit konnte ich mit meiner Arbeit beginnen. Meine
Aufgabe besteht darin, hier - also am Lycée und am Collège - Deutschunterricht
zu geben.
Ich unterrichte also alle Altersstufen. Sogar für Erwachsene gibt es einen
Deutschkurs am Collège.
Weil ich natürlich keine ausgebildete Lehrerin bin, unterscheidet sich mein
Unterricht etwas von dem der anderen Lehrer.
Am Collège gibt es deshalb einen Deutschclub für die jüngeren Schüler. Dort
mache ich Spiele mit den Schülern, erzähle ihnen etwas über deutsche Bräuche
usw.
Mit den älteren Schülern schaue ich deutsche Filme, höre deutsche Lieder oder
lese Kurzgeschichten, um anschließend darüber zu diskutieren.
Zuerst ist es gar nicht so leicht, den Unterricht vorzubereiten und dann ganz
alleine vor den Schülern zu stehen. An diesen „Rollentausch“ (bis vor wenigen
Monaten war ich ja selber noch Schülerin) muss man sich erst gewöhnen. Es ist
schon etwas anderes, den Unterricht zu geben, als nur dem Lehrer zuzuhören und
man versteht schnell, welche Probleme man als Lehrer manchmal hat, die Schüler
zu motivieren. Gerade wenn die Schüler nur ein oder zwei Jahre jünger sind als
ich, ist das nicht immer einfach.
Trotzdem gefällt mir die Arbeit hier und ich bin froh, dass ich mich für dieses
Jahr in Frankreich entschieden habe.
Außerdem habe ich als assistante viel weniger Unterricht als die anderen Lehrer
und darf oft an Ausflügen der Schule teilnehmen (z.B. nach Versailles). Manchmal
werden wir auch von Lehrern zum Essen eingeladen. Dabei lernen wir die
französische Kultur und Mentalität auch „aktiv“ kennen.
Bis zum Ende des Schuljahres (bis Juni 2008) bleibe ich noch in Frankreich. Auch
wenn es mir hier sehr gut gefällt, fahre ich in den Schulferien doch auch immer
mal wieder gerne zurück nach Deutschland.
Vera Beste, Abi 2007
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